Es wird ein Screenshot von der Website von Mercedes gezeigt. Der Screenshot zeigt eine Illustration des MErcedes-Sterns, dessen drei zacken mit Land, Sea und Air beschriftet sind. Darüber wurde mit einer Montage Klebeband dargestellt, das mitdem begriff Greenwashing beschriftet, um hervorzuheben, dass es sich um eine Greenwashing-Kampagne handelt.

Die neue Greenwashing Kampagne von Mercedes und was der Corporate Climate Responsibility Monitor 2023 damit zu tun hat

Das Page-Magazin berichtet in einem Blog-Artikel unter dem Titel „Mercedes deutet seinen ikonischen Stern um“ über eine neue Kampagne von Mercedes. Gleichzeitig wurde gerade der Corporate Climate Responsibility Monitor 2023 veröffentlich, in dem die Klimaversprechen von unter anderem Mercedes als Greenwashing entlarvt werden.

Das hat es mit der neuen Kampagne von Mercedes auf sich:

Das Markenzeichnen des Automobilherstellers Mercedes ist der Stern. Bisher standen die drei Ausrichtungen des Sterns nach Gottlieb Daimlers Vision für die Dominanz der Marke an Land, auf dem Wasser und in der Luft. Mercedes hat bewiesen, dass sie mit dieser Vision bestens ausgestattet sind Land, Luft und Wasser zu verschmutzen.

„Leider“ trendet Umweltverschmutzung nicht mehr. Das hat auch die Automobilindustrie längst erkannt und bemüht sich daher gierig um ein grünes Image. Dass die ganze Industrie mal ernsthaft hinterfragt wird, wird bisher erfolgreich vermieden. Um die Vision zu erhalten und weiterhin tun und lassen zu können was sie wollen, hat Mercedes eine Kampagne gestartet mit der sie ihre Nachhaltigkeitsziele mit der bisherigen Vision zu verbinden versuchen. Sie stellen dar, dass Luxus und Nachhaltigkeit fortan zusammengehören.

Land, Luft und Wasser sollen ab jetzt nicht mehr die Möglichkeiten der Mobilität repräsentiere sondern einen verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Ressourcen darstellen. Das zeigen sie mit dem aktuellen Imagevideo.

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Mit der Kampagne behauptet Mercedes:

„Wir engagieren uns für das Land – indem wir unsere Autos im Jahr 2030 aus 40 % recycelten Materialien bauen. Das Meer bewegt uns – indem wir zum Beispiel alte Fangnetze und anderen Müll wieder verwerten. Der Anteil an Land- und Seemüll variiert. Die Luft inspiriert uns. Bis 2030 wollen wir vollelektrisch werden.“

  • Bis 2030 werden alle PKWs elektrisch und pro Auto entstehen nur halb so viel CO2 wie 2020
  • Über 70 % der eingesetzten Energie in der Produktion sollen bis 2030 erneuerbar sein
  • Produktion von Autos und Batterien ist bereits bilanziell CO2-neutral
  • Beginn des Aufbaus einer eigenen Batterierecyclingfabrik, mit der die Recyclingquote auf mehr als 96 % gesteigert werden soll
  • 40 % der eingesetzten Materialien in PKWs sollen aus recyceltem Abfall hergestellt werden (z.B. Nylon aus alten Fischnetzen)
  • Es wird an Alternativen für Tierleder auf Kaktusbasis und aus Pilzmyzelien geforscht

Alles eine neue Greenwashing Kampagne? Der Corporate Climate Responsibility Monitor deckt auf.

Die oben genannte Punkte klingen toll und scheinen viele wichtige Probleme zu adressieren. Vor allem bennen sie das, was die Leute hören wollen, um sich guten Gewissens ein neues Auto, mit einem Stern geschmückt, zu kaufen.

Mit dem Corporate Climate Responsibility Monitor (CCRM) von NewClimate Institute und Carbon Market Watch wurden 24 weltweit agierende Unternehmen und ihre Verpsrechen in Bezug auf Klimaschutz untersucht. Der Bericht zieht das Fazit, dass die Unternehmen sich zwar als Verfechter des Klimaschutzes darstellen, ihre Untätigkeit jedoch hinter dem grünen Aushängeschild der Net-Zero-Pläne verstecken. Darunter auch Mercedes.

Dem Bericht zufolge setzt Mercedes konkrete Ziele in Sachen Klimaneutralität, macht aber keine konkreten Angaben, was das tatsächlich in Bezug auf die Reduktion der eigenen Emissionen bedeutet. Außerdem verpflichtet sich Mercedes nur vage bis 2030 ausschließlich Elektrofahrzeuge zu verkaufen. Im Kleingedruckten steht „wo immer es die Marktbedingungen erlauben“. HAHA. Das bedeutet, dass überall da, wo der Markt für Elektrofahrzeuge nicht gegeben ist, der Verkauf von Verbrennungsmotoren legitim bleibt. Dem Corporate Climate Responsibility Monitor zufolge macht Mercedes auch sehr wenig Angaben zu den tatsächlichen Emissionen. Wer sich genauer dazu einlesen möchte, findet spannende Daten im Bericht.

Selbst wenn Mercedes wirklich zu 100% auf Elektrofahrzeuge setzen würde, ist das noch lange kein Allheilmittel für die Klimakrise, die vor allem auch durch die Automobilindustrie befeuert wird. Die tatsächliche Umweltfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen gegenüber Verbrennungsmotoren ist nämlich gar nicht erwiesen. Es wird auch davon ausgegangen, dass nicht genug Strom zur Verfügung stehen würde, um den Bedarf der Elektroautos zu decken. Noch dazu ist die Produktion und das Recycling der Batterien kritisch für Menschen und Umwelt.

Luxus und Nachhaltigkeit

Und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Luxus und der Nachhaltigkeit. Geht das überaupt zusammen? Die Antwort auf die Frage könnte nochmal einen ganz eigenen Blogartikel füllen. Ich möchte hier jedoch ein paar kurze Impulse dazu setzen. Eine Suche bei Ecosia beschreibt Luxus als „alle sehr teuren Dinge, die man nicht zum Leben braucht und die nur zum Vergnügen gekauft werden.“

Ist es nicht genau das, was dazu geführt hat, dass wir der Klimakrise so tief ins Auge blicken können? Der Kauf von Dingen, die wir eigentlich nicht brauchen? Luxus als Motor der Klimakrise ist eine Sache. Ein anderer Aspekt ist, dass Nachhaltigkeit an sich immer mehr zum Luxus wird. Der Anspruch an Nachhaltigkeit wird so mehr und mehr exkludierend. Wer es mit Nachhaltigkeit ernst meint, sollte den Anspruch an Luxus hinterfragen und nicht durch den Nachhaltigkeitsschein weiter befeuern.

Der größte Teil der Emissionen der Mercedes-Benz Group AG stammen aus der Nutzungsphase der verkauften Fahrzeuge und machen mehr als 80% der Emissionen des Jahres 2021. Statt luxuriöse Elektrofahrzeuge braucht es viel mehr eine Mobilitätswende, die Alternativen wie ÖPNV fördert und Menschen zum Umdenken motiviert. Daran hat die Automobilindustrie nur sicherlich kein Interesse.

Nicht die erste Greenwashing Kampagne

Letztes Jahr ist bereits eine ähnliche Kampagne von Mercedes, mit der sie ihre Elektroautos beworben haben, nach hinten losgegangen. In der Kampagne wurden Muster aus der Natur abgebildet, die dem sternförmigen Aufbau des Logos ähneln.  Die Kampagne wurde in den sozialen Medien hoch gelobt. WhereFrom, eine Bewertungsplattform, auf der Verbraucher*innen Produkte nach ihren Umweltauswirkungen bewerten können, war hingegen nicht ganz so beeindruckt. Gemeinsam mit der Londoner Agentur 10 Days ist eine realistischere Darstellung des Beitrags von Mercedes zur Natur enstanden.

Ein Video zu der Aktion kannst du dir hier anschauen:

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Ohne Kreative gäbe es keine Greenwashing-Kampagnen

Daran, dass Konzerne lieber Greenwashing anstatt ehrlichen Klimaschutz betreiben, scheint sich nichts geändert zu habe. Auch Kreativagenturen scheinen weiter nicht davor zurückzuschrecken, Marken wie Mercedes dabei zu unterstütze ihre leeren Versprechungen gut zu verkaufen.

Man kann nicht bestreiten, dass die hier kritisiete Kampagne von Mercedes kreativ gut umgesetzt wurde. Auch ich schaue sie mir aus reiner Designperspektive gerne an. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die kreativen Köpfe dieser Branche ihre guten Ideen nicht mehr für umweltschädliche Konzerne einsetzen und dabei Greenwashing-Kampagnen realisieren. Vielmehr wünsche ich mir, dass Designer*innen sich ihrer Verantwortung bewusst werden und ihren Teil dazu beitragen, dass die abgef****en Konzerne, die unseren Planeten zerstören, nicht fröhlich damit weitermachen können.

Warum und wie ich als öko-soziale Grafikdesignerin arbeite, kannst du in meinem Blogbeitrag „Warum ich ein öko-soziales Kreationsbüro gegründet habe“ lesen.


Quellen:
https://www.mercedes-benz.com/de/nachhaltigkeit/umwelt/land-sea-air/
https://carbonmarketwatch.org/2023/02/13/not-zero-new-report-exposes-greenwashing-in-climate-plans-of-top-global-corporations/
https://page-online.de/kreation/mercedes-deutet-seinen-ikonischen-stern-um/
https://www.creativebloq.com/news/mercedes-posters